Ein belüftetes Holzhaus im Stadel
Mehrere zentrale Lüftungsanlagen in einem innovativen Mehrfamilienhaus in der Oberpfalz
Es war der Traum des Seniors, einmal ein Haus im Haus zu bauen. Der Junior realisierte das Vorhaben für ihn. Seitdem steht in Hemau bei Regensburg in dem historischen Blauhornstadel ein Holzhaus mit Wohnungen, einem Yogastudio und einer Psychotherapiepraxis – jede Einheit mit ihrer eigenen, kleinen, zentralen Lüftungsanlage von tecalor.
Vor Verfall und Abriss gerettet
Im oberpfälzischen Hemau, westlich von Regensburg, stehen der Weismann- und der Blauhornstadel – zwei historisch wertvolle Scheunen vom Beginn des 19. Jahrhunderts. Um sie vor Verfall oder Abriss zu retten, kaufte Familie Semmler die beiden Gebäude. Der Weismannstadel wurde zur Event-Location, der Blauhornstadel zu einem Meisterwerk der Holzbaukunst und der Gebäudetechnik. Denn der Senior-Geschäftsführer von Holzbau Semmler hatte immer den Traum, einmal ein Haus im Haus zu bauen. Da bot sich der in direkter Nachbarschaft liegende Blauhornstadel geradezu an.
Planung mit BIM in 3D und seriell saniert
Acht Jahre entwickelten Vater Thomas Semmler und Sohn Max, Zimmermeister und Bachelor of Engineering im Holzbau, gemeinsam das Projekt. Vom Gewölbekeller bis zum Dachfirst wurde der Stadel digital vermessen und in ein 3D-Modell übertragen, den digitalen Zwilling nach der Methode des Building Information Modelings (BIM). Danach konnten die Planungen beginnen. Serielle Sanierung und serielle Fertigung der Baugruppen im Werk der Semmlers bildeten die Basis. „Wir suchen immer nach der effizientesten Lösung, deshalb haben wir schon früh auf digitales Planen und die Fertigung großer Baugruppen gesetzt“, erklärt der Junior-Chef. Ein Energieeffizienzhaus 55 nach dem Gebäudeenergiegesetzt 2023 war das schließlich auch erreichte Ziel der Planungen. Im ersten Bauschritt musste aber das Dach aus Denkmalgründen wieder seine ursprüngliche Neigung zurückerhalten.
Je Einheit ein zentrales Lüftungsgerät
Für das Haus im Stadel entwickelte Max Semmler zusammen mit Peter Meier vom tecalor-Stützpunkt Burglengenfeld ein innovatives Lüftungskonzept: Jede Wohneinheit sollte eine eigene zentrale Lüftungsanlage erhalten. „Bei Objekten mit mehreren Einheiten setze ich sonst immer auf ein dezentrales Lüftungssystem“, erklärt Max Semmler. „Dann kann man jede Einheit für sich betrachten, braucht keinen Brandschutz bei den Lüftungskanälen zwischen den Einheiten zu beachten und kann die Betriebskosten einfach abrechnen.“ Schwierig war es jedoch, die Lüftungsein- und -auslässe im Stadel denkmalgerecht zu platzieren.
Vertrauter Partner plante die Lüftung
Die größte Herausforderung bei diesem Projekt war die Kombination der vielen verschiedenen Gewerke und Zuständigkeiten, da Semmler Holzbau alles in Eigenregie mit Unterstützung eines Architekten plante und umsetzte. Denkmalschutz, Schallschutz, Wärmeschutz, Brandschutz, Lüftungsanlage, Wärmepumpe, Flächenoptimierung, Tageslichteinfall, Bauphysik, Tragwerk und Statik standen oft im Widersprich zueinander. Max Semmler koordinierte und managte alles. Er ist froh, dass er mit Peter Meier einen vertrauten Partner hat, der bei den Lüftungsanlagen berät, bei der Ausführung vor Ort für Fragen bei der Montage zur Verfügung steht und die immer zuverlässigen tecalor-Produkte gewohnt pünktlich liefern lässt.
Optimierte Luftqualität mit Zentralgeräten
Beim Blauhornstadel wurden vier zentrale Lüftungsgeräte TZL 135 FRG von tecalor eingebaut – davon eines in Wandmontage, die anderen unter der Decke. Jede Wohneinheit erhielt somit ein Zentralgerät mit integrierter Wärmerückgewinnung und der im Holzbau wichtigen Feuchterückgewinnung. Die TZL wurden speziell konzipiert für Wohnungen und kleine Einfamilienhäuser bis 144 Quadratmetern Wohnfläche. Im Stadel sind es maximal 120 Quadratmeter. Kompakte Bauweise und ein hoher Wärmebereitstellungsgrad von bis zu 89 Prozent mit Konstantvolumenstrom-Regelung in einem Luftvolumenstrom von maximal 180 m3/h sichern eine optimierte Luftqualität.
Luftfeuchtigkeit erhalten, Gerüche beseitigt
Trockener Raumluft im Winter wirkt der Enthalpie-Wärmeübertrager der TZL von tecalor entgegen. Dieser gewinnt Feuchtigkeit aus der Abluft zurück und leitet sie wieder in die Zulufträume. Verunreinigungen und Gerüche werden dabei nicht weitergegeben; der Wärmeübertrager erfüllt hohe hygienische Standards. Davon profitiert in besonderem Maße das Yoga-Studio im Blauhornstadel, in dem bis zu 15 Yogis ihrer schweißtreibenden Tätigkeit nachgehen. Hier wurde allerdings ganz bewusst auf die Feuchterückgewinnung verzichtet und ein CO2-Sensor ergänzt. Feuchtigkeit wird aus dem Studio abgeführt und so ein angenehmes Klima erzeugt. Yoga-Lehrerin Franziska Renner ist begeistert. „Sie hat bei uns einen Raum gefunden, der sowohl baulich als auch bei der Luftqualität ein bisher ungekanntes Niveau erreicht“, sagt Max Semmler, der selbst an den Kursen teilnimmt. Auch die anderen Nutzer haben durchweg gute Erfahrungen mit den CO2-geführten Lüftungsanlagen gemacht: „Sie sind einfach zu reinigen und zu warten, wie man es sich vorstellt“, erklärt der 36-Jährige.
Sichtbare Lüftungskanäle unter Dachsparren
Der ursprünglich flachere Neigungswinkel des Dachs wurde von den Bauherrn wiederhergestellt und traufseitig ergänzten sie zwei Lichtbänder. So werden die beiden obenliegenden Wohneinheiten gut mit Tageslicht versorgt. Ein Dämmdachstuhl aus tragenden Elementen und nichttragenden Einhängeelementen wurde zudem über dem historischen Dachstuhl platziert. Unter den Dachsparren verlaufen teilweise sichtbar die Lüftungskanäle.
Luft wie auf der grünen Wiese
Das gesamte Haus in Holzständerbauweise wurde segmentweise im Werk gefertigt und steht im Inneren der sanierten Scheune größtenteils ohne direkten Kontakt zu den Außenwänden. Nach oben ist der historische Dachstuhl zu sehen. Im Ergebnis der komplexen Sanierung gibt es jetzt moderne, lichtdurchflutete Wohn- und Praxiseinheiten mit historischem Ambiente, in denen denkmalbewusste Bewohner in einzigartiger Atmosphäre leben und arbeiten dürfen. Auch Max Semmler ist zufrieden, wurde er doch beim Bau den hohen Ansprüchen seiner Eltern gerecht: „Die Art der Umsetzung war ein Kraftakt – aber heute freue mich jedes Mal, wenn ich in das Gebäude hineingehe und die frische Luft atme.“ Und Peter Meier fügt hinzu: „Das Atmen ist ein bisschen so, als würde man über eine grüne Wiese gehen.“
Preis für die Sanierung des Blauhornstadels
Die außergewöhnliche Sanierung des Blauhornstadels fand auch offiziell Anerkennung. So nahm Max Semmler Ende 2024 den Denkmal-Sonderpreis des Landkreises Regensburg für Innovation und Revitalisierung entgegen. Die Jury würdigte neben der gelungenen Instandsetzung vor allem das zukunftsweisende Nutzungskonzept und die Verbindung moderner Anforderungen mit dem Erhalt historischer Bausubstanz.